Grüß Gott,

es gibt unzählige Bücher, Artikel, Websites, Blogs und ähnliches, die sich mit der Klassifikation von Champagnern beschäftigen. Neben den reinen Informationen wie zum Beispiel, dass „Brut“ auf einen sehr niedrigen Restzuckergehalt hinweist oder dass „réserve“ bedeutet, dass der Champagner (potentiell) mit anderen Jahrgängen zur Qualitätssicherung gemischt wurde, gibt es auch ganz viele eher subjektive Einteilungen, wie etwa in Marken-, Supermarkt- bzw. Discounter- und Handwerks- bzw. Winzer-Champagner. Mitunter gehen diese dann auch mit Kaufempfehlungen einher. Wie Sie sicher wissen, möchte ich mich aus dieser – wie ich es gerne nenne – Etikettenkunde heraushalten. Vielmehr bereitet es mir und hoffentlich auch Ihnen (so ist es mein Ziel) Freude, meine sinnlichen Eindrücke zu beschreiben, diese ggf. mit meinem Empfinden für Tradition, Kultur und Umweltschutz zu verweben und jeden selbst entscheiden zu lassen, was ihm schmeckt und gefällt und was nicht.

Mit einem kräftigen, aber nicht zu kräftigen, Plopp kommt der Naturpresskorkmix nach dem Entfernen von Metallfolie und Agraffe sowie einigem Drehen aus der Flasche. Er riecht fruchtig nach Zitrone. Beim Einschenken schäument der Champagner kurz etwas auf. Später kann ich noch lange Zeit Perlenschnüre im satt apfelgelben Qualitätsschaumwein beobachten, welche sich anschicken, einen Perlenkranz am Rand zu bilden, zu welchem nach dem Schwenken des Glases etliche schwere Schlieren hinabrinnen. Im Glas finde ich neben der obligatorischen Hefe tiefe Noten von vollreifen, gelben Äpfeln, knackigen Aprikosen und Bittermandelaroma, zu welchem sich ein paar petrolige Töne gesellen (den Nichtweinkennern sei angemerkt, dass das nichts Negatives ist). Über dem Glas sind nicht nur wiederum gelbe Äpfel und Aprikosen zu finden, sondern auch andere Früchte wie etwa Himbeeren und Brombeeren. Auch hier finde ich wieder ein paar, vermutlich altersbedingte petrolige Töne. Relativ schwer, dezent prickelnd und ziemlich zart liegt der trockene Wein auf meiner Zunge, bevor ich ihn hinunterschlucke, wobei er mich stark an Aprikosen erinnert. Beim Durchsprudeln des Weines mit Luft treten abermals petrolige Töne an den Tag. Diese sind ein Zeichen dafür, dass der Campagner wohl etwas länger in meinem Keller lag. Durch eine lange Lagerung kann das Prickeln abnehmen, es können die frischen Fruchttöne (von Himbeeren o. Ä.) zurückgehen, gelbe, schwere Töne zunehmen und es können sich eben diese eleganten, klaren und markanten Noten entwickeln, die im Weinsprech gerne petrolig genannt werden und die von so manchem Rieslingliebhaber ganz bewusst durch eine lange Lagerung provoziert werden.

CHAMPAGNE
Vve. Monsigny(R)
BRUT RÉSERVE

90 von 100 Punkten
falstaff
www. falstaff .de

Produit de France
Elaboré par E. Michel, Vertus, France
0,75le 12,% vol.

PINOT NOIR PINOT MEUNIER CHARDONNAY
BRUT
Degorgierdatum: 06/06/16

Gekauft bei Aldi Süd.

Ich hatte also recht, was meine Vermutung ob der langen Lagerung betrifft. Auch wenn ich oft lese, dass Supermarkt- bzw. Discounter-Champagner jung (das heißt, sobald sie in die Regale kommen) getrunken werden sollten, bin ich der Meinung, dass man diesen immer noch sehr gut genießen konnte. Vielleicht hat er an frischer Fruchtigkeit verloren, dafür aber in gleichem Maße an Eleganz und Zartheit gewonnen.

Viele Grüße

Michael